Wie viele Strophen hat die griechische Nationalhymne


Episode Artwork
1.0x
0% played 00:00 00:00
Nov 20 2019 2 mins   862

158 Strophen!

158. So viele Strophen hat die griechische Nationalhymne und ist mit Abstand die längste der Welt. Einen so langen Atem haben die Griechen aber dann doch nicht: Sie singen normalerweise nur die ersten zwei Strophen. Gut so, sonst würden Fußball-Länderspiele der Griechen ja ewig nicht anfangen. Der sogenannte "Ymnos is tin Eleftherian" – zu Deutsch "Hymne an die Freiheit" – erklingt aber auch bei den Feierlichkeiten der Olympischen Spiele und erinnert an deren Ursprungsort Olympia:
Ich erkenne dich an der Klinge des Schwertes, der gewaltigen. Ich erkenne dich an dem Blick, der mit Kraft die Erde bemisst. Den Knochen entsprossen der Griechen, den heiligen, und, wie früher, tapfer, sei gegrüßt, oh sei gegrüßt: Freiheit!

Quelle: Griechische Nationalhymne | Dionysios Solomós

Durst nach Freiheit

Der Text entstammt einem Gedicht aus 158 Vierzeilern des Dichters Dionysios Solomós, das er 1823 anlässlich des Griechischen Unabhängigkeitskriegs schrieb. Solomos beschreibt darin das Leid der Griechen während der osmanischen Herrschaft und ihren Durst nach Freiheit. Komponiert hat die feierliche Melodie Nikólaos Mántzaros, Begründer der sogenannten "Ionischen Schule", der ersten Komponistenschule des modernen Griechenlands im 19. Jahrhundert.

Griechenland teilt sich die Hymne mit Zypern

Syrtaki kann man auf Mántzaros' Melodie aber nicht tanzen. Die Hymne gehört übrigens nicht den Griechen allein: 1966 hat die Republik Zypern deren Festgesang übernommen. So ist der "Ymnos is tin Eleftherian" die einzige Nationalhymne, die mit identischem Text und identischer Melodie von zwei souveränen Staaten zugleich verwendet wird.

Fast eine Hymne: "Griechischer Wein" von Udo Jürgens

Es gibt aber auch noch eine inoffizielle griechische Hymne – und zwar in Deutschland: Udo Jürgens hat seinen "Griechischen Wein" 1972 als Gastarbeiter-Hymne erdacht und damit einen Hit gelandet. Es spielt im Ruhrgebiet, wo zu dieser Zeit die ersten Gastarbeiter aus Griechenland arbeiteten, und Jürgens beschreibt deren Sehnsucht und Heimweh. Dem Lied hat man damals übrigens einen stärkeren Effekt auf die Eingliederung der Gastarbeiter als alle politischen Integrationsprogramme nachgesagt. Außerdem bedankte sich Griechenlands Ministerpräsident persönlich bei Udo Jürgens für 30 Prozent mehr deutsche Touristen. Das schafft die Original-Hymne nicht – die ist ja aber auch nicht für uns, sondern für mehr als zehn Millionen Griechen.