Welche Bedeutung und Wirkung hat der Jetstream? | Meteorologie


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Aug 15 2019 5 mins   925
Grundsätzlich ist auf den Bergen immer mehr los als im Tal. Man ist also im Tal geschützter als auf dem Berg. Bergwanderer wissen das. In den höheren Regionen ist die Atmosphäre viel unaufgeräumter. Da geht mehr Wind, da bewegt sich mehr. Der Schutz ist also mit oder ohne Klimawandel im Tal größer als oben auf dem Berg.

Turbulenzen im Flugverkehr

Der Jetstream – "Strahlstrom" oder Starkwindband – befindet sich in einer Höhe von etwa zehn Kilometern. Dort passiert in der Atmosphäre ziemlich viel. Zehn Kilometer ist oft die Reiseflughöhe von Flugzeugen. Turbulenzen in dieser Höhe kann der Jetstream oder der Rand des Jetstream auslösen. Man nennt das Clear Air Turbulence – CAT. Der Pilot sieht das gar nicht, aber durch die Messungen weiß er, wo das Starkwindband in etwa liegt. So kann er seine Flugroute darauf einstellen. Das sind Turbulenzen, bei denen die Luft außen herum ruht, aber im Jetstream durchaus bis 550 Kilometer pro Stunde schnell sein kann. An dieser Übergangsphase gibt es unglaublich viel Bewegung. Wenn man da reinfliegt, ruckelt das Flugzeug; das kann sogar gefährlich werden. Die Piloten wissen das und weichen solchen Windscherungen aus oder ändern die Flughöhe. Man kann damit gut umgehen, aber es ist gut zu wissen, was da passiert.

Ausgleich von Temperaturunterschieden

Interessant ist die Veränderung des Jetstream – ein Zeichen dafür, dass sich beim Klima Grundsätzliches ändert. Warum gibt es den Jetstream überhaupt? Den Jetstream gibt es, weil es am Äquator im Mittel sehr heiß ist. Gleichzeitig ist es an den Polen sehr kalt. Je größer die Temperaturunterschiede, desto stärker ist das Bedürfnis der Atmosphäre, diese Unterschiede auszugleichen. Diesen Ausgleich schafft man durch die Bewegung von Luft, sodass es Wind gibt. Das heißt, je größer die Temperaturunterschiede, desto stärker ist im Mittel der Wind, also der Jetstream.

Jetstream schwächelt

Weil sich wegen der Erwärmung das Eis am Nordpol zügig zurückzieht, bleibt im Norden viel mehr Energie. Denn die weiße Fläche des Eises strahlte bisher sofort die Wärme und Energie wieder zurück in das Weltall. Wenn das Eis verschwindet, bleibt die Energie und die nordpolaren Breiten erwärmen sich übermäßig. Das bedeutet, dass der Temperaturunterschied zwischen Äquator und Pol durch die starke Erwärmung am Pol abnimmt. Wenn der aber im Mittel abnimmt, brauche man im Mittel auch weniger ausgleichenden Wind. Das führt dazu, dass der Jetstream schwächelt. Der Jetstream treibt am Boden das Verhalten der Hochs und Tiefs an. Wenn da kaum Geschwindigkeit drin ist, bleibt das Hoch oder das Tief liegen. Wenn aber das Hoch liegen bleibt, dann haben wir Hitze und Dürre wie etwa 2018. Damals blieb das Hoch wochenlang liegen. Genauso das Tief 2017 im Norden Deutschlands: Dort gab es sehr viel Regen und Überschwemmungen. Dieses Stehenbleiben der Hochs und Tiefs – ich nenne es Standwetter – ist ein zentraler Grund dafür, warum wir in Zukunft extremeres Wetter, also mehr Dürre, aber auch mehr Hochwasser erwarten müssen. Das hat uns die Klimaforschung bereits vor 20, 30 Jahren ausgerechnet. Diese Zusammenhänge sind physikalisch tatsächlich nachvollziehbar.