Ein außergewöhnlicher Urlaubsroman: Umberto kehrt ausgerechnet an den Strand zurück, an dem er so gern mit der Liebe seines Lebens Sascha war. Sascha ist zwei Jahre zuvor tödlich verunglückt – und Umberto ist bereit, vollkommen in Selbstmitleid am Badestrand zu zerfließen. Doch es kommt anders. Zunächst ist Umberto von einer alten Dame in seinem Hotel fasziniert, die ihm mit scharfer Zunge ebenso unerwartete wie unangenehme Fragen stellt. Am Strand nervt ihn eine alleinerziehende Mutter, vor der er keine Ruhe findet. Und dann wird er vom bildhübschen Daniele angeflirtet – aber Umberto kann sich nicht auf den deutlich jüngeren Mann einlassen. Vordergründig entspinnt sich eine sehr italienisch anmutende Komödie, in der man vor allem dem Moment entgegenfiebert, wann die zwei Männer endlich zueinander finden. Zugleich erzählt Marcello Liscia, wie ein zurechtgelegtes Leben gleich zweimal zerfällt: Zunächst in Rückblenden Umbertos glückliches Leben an der Seite Saschas, brav, gut situiert, familiär eingebunden, mit Hund. Aber auch das Unglück hat keinen Bestand, denn Umberto erfährt, dass sein ewiger Sascha ihn eigentlich verlassen wollte; nichts scheint mehr an seinem Leben zu stimmen, auch in der Trauer findet er keinen Halt mehr. Eine ebenso kluge wie packend-vereinnahmende Geschichte über schwules Lebensglück. Stilistisch ist der Roman dazu sehr fein erzählt, immer wieder kontrastieren auktorial erzählte Passagen den Hauptstrang von Umbertos Ich-Perspektive. Eine fesselnde Lektüre und eine starke Lektion darüber, auf was im Leben Verlass ist.
Marcello Liscia: Einmal noch
D 2024, 240 S., Broschur