Sehnsucht ist eine deutsche Erfindung, im Zeitalter der Romantik kam sie in die Welt – mit Posthörnern, mondeshellen Nächten und fahrenden Gesellen, die in die Ferne ziehen. Andererseits ist sie anthropologische Konstante, ein Gefühl, das den Menschen schon immer begleitet, ihn von allen anderen Tieren unterscheidet. Der Mensch lebt nicht bloß im Hier und Jetzt, er hat ein Zeitbewusstsein, er kann sich zurück in die Vergangenheit sehnen oder auf die Zukunft hoffen. Das Tier hingegen ist, wie Friedrich Nietzsche es formulierte, "an den Pflock des Augenblicks" gebunden.
Heute leiden viele Menschen unter dieser Zerrissenheit, eine Frage plagt uns immer häufiger: Verpassen wir wegen unserer Sehnsucht das Leben im Jetzt? Zugleich ist Sehnsucht aber auch eine treibende Energie, sie zeugt davon, dass wir noch hungrig sind, dass wir uns etwas anderes vorstellen können, dass wir uns noch mehr Welt einverleiben wollen.
Von Joseph von Eichendorff, dem Altmeister der Sehnsuchtsromantik, bis Eckhart Tolle, dem Lebenshilfeprediger des absoluten Jetzt, von der Sehnsucht nach dem Meer bis zur nostalgischen Sentimentalität und ihrer politischen Manifestation – über alle diese Themen sprechen Nina Pauer, Ijoma Mangold und Lars Weisbrod in der neuen Folge des Feuilletonpodcasts Die sogenannte Gegenwart.
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