Kontaktsperre in der Elternzeit? 🙅


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Sep 18 2023 63 mins   10

Herzlich willkommen & los geht’s mit der nächsten Portion LinkedIn-Analysen! 🔎

1. Post: Stallgeruch im Business 🐄

📣Buzzwords: Dienstleistung

Über diesen Post sprechen wir:

Worum es geht:

Der Verfasser erzählt davon, dass er als erfolgreicher Unternehmer gerne jemanden bezahlen würde, der für ihn privat einkaufen geht. Die Leser:innen sind größtenteils empört und kommentieren dementsprechend.

Unsere Analyse:

* Wir möchten gar nicht so konkret auf den Dienstleistungs-Wunsch des Verfassers eingehen, denn grundsätzlich finden wir, dass Geld als Tauschmittel in unserer Gesellschaft für alle Arten von Dienstleistungen genutzt wird. Who are we to judge? 🫵 Wir möchten eher analysieren, wieso sich so viele Menschen dadurch extrem getriggert fühlen.

* Offenbar repräsentiert der Verfasser nicht das optische Ideal eines “Reichen”, der sich solche Dienstleistungen leisten kann. 🤑

* 🏇Auf einer Metaebene betrachtet kann man an diesem Beispiel den Habitus des Soziologen Pierre Bourdieu anwenden: Darunter versteht man die Gewohnheiten, Güter und Lebensstil, die jemanden als Angehörigen einer bestimmten sozialen Gruppe kennzeichnen.

* Die Irritationen der Leser:innen sind durch die Inkohärenz im Habitus des Verfassers zu erklären: Dieser präsentiert sich als Angehöriger der “Reichen”, die Leser:innen sehen ihn aber in einem anderen Milieu verortet (Stichpunkt: “Stallgeruch”) und lassen es ihn in den Kommentaren spüren. Kurz gesagt: Allein ökonomisches Kapital reicht nicht aus, um eine Zugehörigkeit zu einer gewissen Gruppe zu haben.

2. Post: Stay-in-touch-Programme in der Elternzeit?👯‍♀️

📣Buzzwords: Elternzeit, Freistellungen

Über diesen Post sprechen wir:

Worum es geht:

Die Verfasserin plädiert für sogenannte “Stay-in-Touch”-Programme freigestellte Mitarbeitende und erklärt, wie Unternehmen diese ausgestalten können.

Unsere Analyse:

* An sich finden wir die Gedanken, wie freigestellte Mitarbeitende unterstützt werden können, sehr gut. Nach einer Freistellung, beispielsweise der Elternzeit, plagen Mitarbeitende oftmals Sorgen und Ängste, die es zu nehmen gilt.

* 🚨Eine Einführung von formellen Strukturen, wie die Verfasserin es vorschlägt (Newsletter, Intranet, Einladungen), sollte allerdings mit Vorsicht genossen werden.

* Zum einen können diese formellen Strukturen informelle, ungewünschte Reaktionen auslösen: Die Mitarbeitenden fühlen sich unter Druck gesetzt, am Unternehmensleben weiter teilzuhaben, obwohl sie eigentlich für eine gewisse Zeit einfach in Ruhe gelassen werden sollten.

* Zum anderen können diese Strukturen eventuell gar nicht das Problem lösen oder neue eröffnen: Sie binden interne Kapazitäten, erzeugen aber beispielsweise wenig Interaktion und Feedback. Oder sie erzeugen den erwähnten Druck, anstelle ihn aufzulösen.

* Ängste und Sorgen an der Wurzel zu packen, würde bedeutet sich als Unternehmen zu fragen: Was löst diese aus? Gibt es evtl. wenig psychologische Sicherheit in welcher Position die Mitarbeitenden wiederkommen? Herrscht eine gewisse Intransparenz in den Entscheidungen, das Gefühl von Unsicherheit erzeugen kann?

* Statt also aktionistisch Mehrarbeit mit solchen Angeboten zu schaffen und dadurch Mehraufwand und mehr Druck zu erzeugen, ist eine radikale Ehrlichkeit in der Unternehmensführung empfehlenswert.

* Denn die Freistellung sollte als Auszeit von der Arbeitsrolle gesehen werden. Erst danach sollten sich Mitarbeitende gedanklich mit dem Unternehmen befassen.

* Um den Wiedereinstieg zu erleichtern, sollten maßgeschneiderte Programme und Maßnahmen greifen, die den Mitarbeitenden unterstützen. Beispielsweise in Form von sukzessivem Aufstocken der Arbeitszeit, eingeplanter Einarbeitung, einer gleichen oder gleichwertigen Position. So kann gewährleistet werden, dass die Mitarbeitenden entspannt und angstfrei einsteigen und sich gut in ihre Arbeitsrolle wiederfinden.

* Und ansonsten gilt: Offen mit den wiederkehrenden Mitarbeitenden zu sprechen. Was brauchen sie? Was können sie leisten, was eventuell nicht mehr? Ein selbstorganisiertes Team kann dies teilweise besser auffangen, als die Einführung von abteilungsübergreifenden Universalismen und Regelwerken.

Danke und bis zum nächsten Mal!👋

Marina & Patrick.



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