Am 25. Oktober 2017 finden Forschende in den Daten von vier Teleskopen auf Hawaii ein merkwürdiges Objekt: Es ist ein Lichtpunkt, dessen Umlaufbahn um die Sonne irgendwie seltsam ist. Schnell ist klar: Man hatte den ersten interstellaren Besucher entdeckt. Ein Komet, so vermuten die Astronomen, der aus einem anderen Sternensystem stammt.
Karl erzählt in dieser Folge die Geschichte des Objekts 1I/Oumuamua. Obwohl er nach wenigen Wochen bereits aus dem Sichtfeld der meisten Teleskope verschwunden war, konnten einige Daten über ihn gesammelt werden. Diese Daten scheinen aber bis heute nicht gut zusammenzupassen: Zwar beschleunigte Oumuamua nach seinem Vorbeiflug an der Sonne wie ein Komet, der einen Schweif bildet. Aber Teleskope fanden keinen Hinweis auf empor geschleuderten Staub oder austretendes Gas. Auch seine eigenartige Form gibt Rätsel auf, denn die ähnelt entweder einem flachen Pfannkuchen oder einer Zigarre.
Die Studienlage ist vielfältig und die Zahl der Hypothesen über den Ursprung und die Entstehung von Oumuamua ist groß. Bekannt wurde der erste interstellare Besucher allerdings durch eine Hypothese des Harvard-Physikers Avi Loeb: Er hält es bis heute für möglich, dass Oumuamua von Außerirdischen gebaut worden ist. Doch seine Herangehensweise, mit der wir uns am Ende dieser Geschichte beschäftigen, schadet der Wissenschaft vielleicht mehr, als dass sie nutzt.
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- Folge 62: Pluto – ein Herz und vier Sorten Eis
- Folge 76: Das Nizza-Modell – Chaos zwischen jungen Planeten
Weiterführende Links
- WP: Minor Planet Center
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Quellen
- Minor Planet Center: Comet C/2017 U1 (PANSTARRS)
- Fachartikel: Bialy & Loeb: Could Solar Radiation Pressure Explain ‘Oumuamua’s Peculiar Acceleration?, The Astrophysical Journal Letters (2018)
- Fachartikel: Mamajek: Kinematics of the Interstellar Vagabond 1I/’Oumuamua (A/2017 U1), Research Notes of the AAS (2017)
- Fachartikel: The ‘Oumuamua ISSI Team: The natural history of ‘Oumuamua, Nature Astronomy (2019)
- Fachartikel: Do et al.: Interstellar Interlopers: Number Density and Origin of ‘Oumuamua-like Objects, The Astrophysical Journal Letters (2018)
- Fachartikel: Seligman & Laughlin: The Feasibility and Benefits of In Situ Exploration of ‘Oumuamua-like Objects, The Astrophysical Journal (2018)
- Fachartikel: Fraser et al.: The tumbling rotational state of 1I/‘Oumuamua, Nature Astronomy (2018)
- Fachartikel: Trissi et al.: Spitzer Observations of Interstellar Object 1I/‘Oumuamua, The Astronomical Journal (2018)
- Fachartikel: Bergner & Seligman: Acceleration of 1I/‘Oumuamua from radiolytically produced H2 in H2O ice, Nature (2023)
- Fachartikel: Moro-Martín: Could 1I/‘Oumuamua be an icy fractal aggregate?, The Astrophysical Journal Letters (2019)
- Fachartikel: Levine et al.: Constraints on the Occurrence of ‘Oumuamua-Like Objects, The Astrophysical Journal (2021)
- Fachartikel: Hoang & Loeb: Implications of Evaporative Cooling by H2 for 1I/’Oumuamua, The Astrophysical Journal Letters (2023)
- Fachartikel: Ligterink: Accelerating ‘Oumuamua with H2 is challenging, Nature (2023)
- Fachartikel: Cowie: The ‘Oumuamua Controversy, Nature Astronomy (2021)
- Fachartikel: Siraj et al: Physical Considerations for an Intercept Mission to a 1I/’Oumuamua-Like Interstellar Object, Journal of Astronomical Instrumentation (2023)
- Buch: Avi Loeb: Außerirdisch, Deutsche Verlags-Anstalt, ISBN 978-3-641-26336-2 (2021) [Deutsche Nationalbibliothek]
Hinweis zum Episodenbild
Oumuamua hat möglicherweise die Form einer langgestreckten Zigarre, wie hier künstlerisch dargestellt. Als wahrscheinlicher gilt mittlerweile die eines oblaten Spheroids, also eines flachen Eierpfannkuchens. Anders als im Bild dargestellt, konnten weder Staub noch Gas eines Kometenschweifs nachgewiesen werden. Doch es könnte nicht nachweisbare Gase wie Wasser, Stickstoff oder Wasserstoff gegeben haben oder groben Staub, der ebenfalls für die genutzten Teleskope unsichtbar gewesen wäre. Deshalb haben wir uns für dieses Episodenbild entschieden.
Bildquelle: ESA/Hubble, NASA, ESO, M. Kornmesser