Als niedergelassene Pneumologen sind die beiden Gesprächspartner oftmals mittendrin, wenn es darum geht, an Atemnot leidende Patient:innen zum Lungensport zu motivieren. Das es insbeson-dere für das erste Mal mitunter bildhafte Beispiele und eine Extraportion Motivation und Durchhal-tevermögen braucht, bestätigen die Geschichten aus dem Alltag der beiden Mediziner. Wie immer äußerst unterhaltsam und kurzweilig geben sie praxisnahe Einblicke, wie sich selbst sehr stark ein-geschränkte Patient:innen vom Lungensport überzeugen lassen.
Überzeugungsarbeit ist dabei nicht nur bei den Patient:innen zu leisten. Auch gegenüber Kostenträ-gern gilt es mitunter, kreativ zu werden und gute Begründungen zu liefern, damit auch Folgeverord-nungen anerkannt und erstattet werden. Dabei sind die ca. 6 € pro Übungseinheit im Vergleich zu den z. T. hohen Kosten moderner Asthma-, COPD- oder Lungenfibrosetherapien eher gering und bestens investiert. Als ergänzendes Therapiekonzept kann Lungensport Alltagsaktivitäten und die Lebensqualität Betroffener effektiv verbessern.
Und was wünschen sich die beiden Experten für die Zukunft? Zum einen, dass das Angebot ausge-baut wird und jeder, der Lungensport braucht, auch Zugang erhält. Als äußerst interessant und wünschenswert sehen beide Experten zudem Studien, die die Effekte von Face-to-Face-Sportgruppen und Onlineangeboten vergleichen. Aber auch ohne diese Daten sind sich beide Me-diziner einig, dass die vor allem aus Pandemiezeiten resultierenden, z. T. kostenlosen, Online-Angebote die Situation insgesamt verbessert haben und das limitierte Angebot an Präsenzsport-gruppen ergänzen können. Den Effekt der Gruppendynamik und die soziale Komponente vollstän-dig auffangen bzw. ersetzen können diese Angebote jedoch nicht.
Auch in dieser Podcast-Folge wird über den Tellerrand hinausgeblickt. Im Fokus stehen dabei die „unteren Luftwege“, genauer gesagt der Darm und das Mikrobiom. Die beiden Experten beleuchten aktuelle Studienergebnisse, die zeigen, dass sich mit einer Stuhltransplantation die sogenannte Darm-Hirn-Achse beeinflussen lässt. Und auch wenn offen bleibt, ob ein Sportmuffel künftig ganz ohne Motivation von außen zum Bewegungsfreak umprogrammiert werden kann, ist auch dieser Part äußerst hörenswert. Aber überzeugen Sie sich am besten selbst, indem Sie aktiv den Play-Button drücken, einmal tief durchatmen und sich entspannt zurücklehnen.
Behandelte Studie:
07:49 min: Benefits of whole body vibration training in patients hospitalised for COPD exacerbations - a randomized clinical trial
(Greulich T et al. BMC Pulm Med. 2014 Apr 11;14:60.)
pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24725369/31:00 min: Faecal microbiota transplantation from patients with depression or healthy individuals into rats modulates mood‑related behaviour
(Knudsen JK et al. Sci Rep. 2021 Nov 8;11(1):21869.)
pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34750433/
PD Dr. med. Matthias Krüll ist habilitiert an der Charitè Berlin und als niedergelassener Pneumologe tätig. Er leitet darüber hinaus 14 Lungensportgruppen in einem großen Rehazentrum in Berlin.