Emily Laquer und linke Medientrainings


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Jul 15 2024 50 mins   7

„Jede Wahrheit braucht Mutige, die sie aussprechen“, sagt Emily Laquer. Und diese Mutigen gibt es überall. Doch oft hören ihnen zu wenige zu. Gerade in großen Medien kommen die Stimmen von aktivistischen Menschen selten vor. Meist dominieren alte, weiße Männer die öffentliche Meinung, so die Medienstrategin.


Um das zu ändern, gründete Emily Laquer vor etwa drei Jahren „Die Aktivistinnen-Agentur“. Hier bereitet sie Menschen in sozialen Bewegungen auf öffentliche Auftritte vor. Das Ziel dahinter: „Unsere Botschaften laut in die Welt schreien.“


Emily Laquer ist selbst Vollblut-Aktivistin, war das Gesicht der G20-Proteste in Hamburg und Teil der interventionistischen Linken. Jetzt gibt sie ihre Erfahrung und ihr Wissen in Sachen Medienkompetenz weiter.


Ihre Politisierung begann früh. Die Familie mütterlicherseits floh wegen ihres jüdischen Hintergrunds in die USA, ihr Vater überlebte ein Klosterinternat in Bayern, das später in Missbrauchsskandale verwickelt war.


Diese Erfahrungen und ihr Leben in Oakland, der Geburtsstadt der Black Panther Bewegung, prägten Emily Laquer. Schon mit elf Jahren verfasste sie ihre erste Petition gegen die Abschiebung eines Jugendlichen. Antifaschismus und das Hinterfragen von Autoritäten waren schon immer Teil ihres Lebens, erzählt sie.


Ihr Kampf für ein „gutes Leben, wo alles allen gehört und wir den Wahnsinn aus Klimakrise, Mittelmeersterben, Nazis und Kapitalismus endlich hinter uns lassen“, kann dabei auch schmerzhaft sein. Denn Shitstorms und negative Presse gehören zum Aktivismus dazu. Ihr Umgang damit überrascht jedoch – Emily Laquer beglückwünscht alle, die damit konfrontiert sind, denn das bedeutet: „Deine Botschaft hat die Blase verlassen und richtig gesessen.“


Warum es die „Aktivistinnen-Agentur“ braucht, wie Engagierte mit Hass im Netz umgehen können und welche Fragen Medienschaffende aus Interviews streichen sollten – darum geht es in dieser Folge GANZSCHÖNLAUT mit Host Ninia LaGrande.


TRANSPARENZ


Emily Laquer hat Ende Mai und Anfang Juni 2024 ein antifaschistisches Talkshow-Training für zivilgesellschaftliche Perspektiven aus Ostdeutschland in den Räumen der Veto Redaktion gegeben.


In dieser Folge übt Emily Laquer am Verfassungsschutz. Ein Mitarbeiter des hessischen Landesamtes ist beim Mord des NSU an Halit Yozgat in Kassel dabei gewesen. Und der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen wird mittlerweile selbst vom Verfassungsschutz beobachtet und als Rechtsextremist geführt.


Sie erwähnt außerdem ein aus ihrer Sicht problematisches Interview mit ihr in der Wochenzeitung Die Zeit zu Fragen der Gewalt rund um den G20-Gipfel.


Thematisiert wird unter anderem die fehlende Vielfalt in deutschen Talkshows. Ein Positivbeispiel ist die inzwischen abgesetzte Show „Karakaya Talk“ von Esra Karakaya.


Während der Folge verweist Emily Laquer zudem auf ein Porträt über Miman Jasarovski, der keinen deutschen Pass hat und mit seinem Bündnis „Pass(t) uns allen“ gegen bürokratische Hürden beim Einbürgerungsverfahren vorgeht.


Im Kontext rechter Hetze und Online-Shitstorms erwähnt Emily HateAid, eine Initiative, die Betroffenen von digitaler Gewalt hilft. Die Journalistin und Sozialunternehmerin Anna-Lena von Hodenberg von HateAid war bereits bei GANZSCHÖNLAUT zu hören.


Die Folge mit Emily Laquer wurde am 17. Juni 2024 aufgezeichnet.


URHEBERRECHT


Im Intro des Podcasts zitieren wir:


Enissa Amani, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 2: „Die Macht der Comedy“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:11:26


Anja Reschke, aus: „Panorama“, Beitrag „Mein Nachbar ist Nazi“ vom 1. Juli 2022, NDR, Timecode: 00:00:05


Disarstar, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 1: „Die Macht der Musik“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:01:45


DANKSAGUNG


Redaktion: Melanie Skurt, Jule Merx, Hosts: Ninia La Grande, Stephan Anpalagan; Produktion: Benjamin Jenak; Artwork: Karla Schröder; Sprecherin: Leni Leßmann


FINANZIERUNG


Veto wird anteilig gefördert von der Schöpflin Stiftung, der GLS Treuhand und vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.