„Endlich hätte das Jonglieren mit den Analogbewertungen ein Ende!“ – Es klingt fast wie ein Stoßseufzer, den Dr. Michael Klinger im „ÄrzteTag“-Podcast auf die Frage ausstößt, was er dem Entwurf der neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) abgewinnen könne.
Eine neue GOÄ würde „viel mehr Rechtssicherheit in der Arzt-Patienten-Beziehung hergestellt“, so der HNO-Arzt aus Neumünster, allein dadurch, dass für die vielen neuen medizinischen Leistungen, die in den vergangenen 40 Jahren dazugekommen seien, keine Analogbewertungen mehr herausgesucht werden müssten.
Klinger ist Vorsitzender des GOÄ-Ausschusses im Spitzenverband Fachärzte Deutschlands und stellvertretender Vorsitzender des Verbands der Privatärztlichen Verrechnungsstellen (PVS).
Positiv wertet er auch die neuen Möglichkeiten, die sich in der sprechenden Medizin ergeben würden, wenn die neue GOÄ in Kraft träte. „Patienten würden davon profitieren, wenn Zuwendung besser honoriert wird“, glaubt er.
Klinger warnt im Gespräch davor, die neue GOÄ nochmals beim Deutschen Ärztetag Ende Mai 2025 grundsätzlich zur Diskussion zu stellen. Wenn dann die Partikularinteressen der Verbände sich durchsetzen und der Entwurf am Ende komplett durchfiele, „dann würden wir als Selbstverwaltung an Glaubwürdigkeit verlieren“, glaubt er.
Ohnehin wäre der konsentierte Entwurf von PKV, Beihilfe und Bundesärztekammer ja noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Wenn sich das Bundesgesundheitsministerium dazu entschlösse, den Prozess hin zur neuen GOÄ anzustoßen, dann würde ohnehin noch ein gesundheitsökonomisches Institut mit der Beurteilung der Vorschläge beauftragt, bis das neue Gebührenwerk in Kraft treten könne, werde es mindestens 2027, „und das ist schon hoch optimistisch“.
Um so wichtiger sei es, dass die Verbände auf die Parteien einwirken, die GOÄneu bereits in die Wahlprogramme mit aufzunehmen, damit sie hinterher in den Koalitionsvertrag komme.
Dass die neue GOÄ auf einer völlig neuen Systematik basiert, mache die Gespräche mit Beihilfe und PKV hoch komplex, räumt Klinger ein. Die Transkodierung einer Leistung von GOÄalt nach GOÄneu sei äußerst schwierig, weil es ganz neue Zuschlagsmöglichkeiten gebe – aber die alten Steigerungsfaktoren wegfielen.
Die Änderungen des konsentierten Entwurfs im Vergleich zur arzteigenen, betriebswirtschaftlich kalkulierten GOÄ, glaubt Klinger, seien bei den Ärzteverbänden nicht gut angekommen. Die GOÄ müsse horizontal gut ausgerichtet bleiben, damit die Positionen untereinander sauber vergleichbar blieben.
Im Podcast spricht der HNO-Arzt auch über seine Lieblingsleistungen, die ihm in der GOÄneu besonders gefallen würden. Er ordnet ein, was der Unterschied zwischen Rennerleistungen und Pennerleistungen ist – und was das mit den Protesten aus den Verbänden gegen die GOÄ zu tun haben könnte. (ger)