Nachdem ich im August bereits mit seinem Vorgänger Artur Reents sprach, folgt nun das Interview mit dem aktuellen Keerlke-Preisträger Frank Jakobs. Der umtriebige NDR-Reporter wurde am 15. November 2024 für seine besonderen Verdienste rund um die plattdeutsche Sprache mit dem „Ostfriesen-Oskar“ ausgezeichnet.
Natürlich sprechen wir in dieser Folge wieder Plattdeutsch.
Den Keerlke-Preis gibt es seit über 30 Jahren und wurde vom Verein Oostfreeske Taal ins Leben gerufen. Auch die Plattlern-App „PlattinO“ und die Webseite platt-wb sind Projekte des Vereins.
Die Figur des „Keerlke“ geht auf den gleichnamigen plattdeutschen Roman von Wilhelmine Siefkes zurück.
Die diesjährige Preisverleihung fand in der Gaststätte Bender in Friedeburg statt und ich war erstmalig dabei, um das musikalische Rahmenprogramm zu spielen. Vanessa Kossen hielt eine sehr informative und herzliche Laudatio mit viel Witz über ihren Kollegen und er war davon sichtlich gerührt. Auch die Ansprachen der weiteren Redner hoben den Wert der plattdeutschen Sprache hervor und rühmten Franks Beitrag zu deren Erhalt.
Frank Jakobs arbeitet als freiberuflicher Reporter und Radiomoderator auf Platt- und Hochdeutsch und spricht die regionalen Nachrichten für NDR 1 Niedersachsen oder Radio Bremen. Als der NDR einst nach plattdeutschen Mitarbeitenden suchte, ging für den Ostfriesen Frank Jakobs sofort die Tür auf! Da Plattdeutsch ein verbindendes Element darstellt, gewinnt der junge Reporter schnell Nähe zu den Menschen und erfährt verrückte Sachen, wie zum Beispiel die Geschichte eines preisgekrönten Misthaufens.
In Würzburg hat der „Native Plattdüütsk Speaker“ Germanistik und Soziologie studiert und am Ende sogar seine Abschlussarbeit auf Plattdeutsch geschrieben. Er erklärt anhand des Begriffs „Codeswitching“ wie wir sprechen, wenn wir über andere reden, wenn wir einen Witz machen, wenn wir jemanden zitieren oder wenn wir Nähe herstellen wollen. Das Wort „Nahsprache“ bedeutet übrigens, dass eine Sprache dicht an dem Menschen dran ist.
Dass Frank keine Scheu davor hat, ernste Themen mit Leichtigkeit und durchaus auch schwarzem Humor zu verarbeiten, beweist er in der Episode "Doodsanzeigen" der Sendung „Hör mal ’n beten to“ sowie in seinem preisgekrönten Kurzfilm "Dat Beste an Platt". Da ich den Werbefilm für die plattdeutsche Sprache zusammen mit meinem WPK in der Schule angesehen habe, wollte ich nun alles über das „Making Of“ wissen. Zum Glück wurden nur Spezialeffekte genutzt und es kam niemand zu Schaden.
Abschließend stellen wir fest, dass mittlerweile sehr viel für den Erhalt der plattdeutschen Sprache getan wird.
So gibt es zum Beispiel seit November 2024 die Sprachlern-App "Platt mit Beo", welche in dreijähriger Arbeit vom Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik der Universität Greifswald und niedersächsischen Landschaftsverbänden entwickelt wurde. Federführend brachten Inga Seba-Eichert (Oldenburgische Landschaft) und Ulrike Stern (Universität Greifswald) diese App auf den Weg.
Die Beo-App ist bundeslandübergreifend konzipiert und vereint zwei Sprachversionen für Lernende im ganzen norddeutschen Raum. Es werden regionale Besonderheiten von Mecklenburg-Vorpommern sowie Niedersachsen, Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein berücksichtigt.
Das Wichtigste ist natürlich, die Sprache im Alltag wirklich zu sprechen. So wundert es nicht, dass Frank mit seinen Kindern platt spricht. Er freut sich über ihr Interesse daran und auch darüber, dass er mit seiner Herzenssprache sogar seinen Beruf ausüben kann.
Und ich freue mich, dass ich mit ihm dieses Interview führen konnte!
Vööl Spaaß bi 't Tolüüstern!
Dien Sabine
ARD "Hallo Niedersachsen" zum Keerlke-Preis für Frank Jakobs