Ausstellung zum 300. Geburtstag von Kurfürst Carl Theodor aus der Pfalz: „Ein Kurfürst auf Zukunftskurs“


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Dec 10 2024 3 mins   2

Spargel als Exportschlager


Auf den ersten Blick ist das kleine Ausstellungsstück einfach nur kurios. Doch dieses Nadel-Etui aus Porzellan in Form eines Spargels erzählt ein interessantes Kapitel Wirtschaftsgeschichte des Südwestens.
Kurfürst Carl Theodor ließ nicht nur in seinem Schloßpark in Schwetzingen Spargel anbauen, der seitdem ein Exportschlager der Stadt ist, sondern der Regent hat auch die Porzellanherstellung im pfälzischen Frankenthal gefördert.

Förderer von regionalem Anbau


Spargel und Porzellan sind natürlich Luxus-Güter, sowie letztendlich auch Tabak und Wein, die im milden Klima der Rhein-Neckar-Region angebaut werden konnten, und um die sich der Kurfürst auch kümmerte, erklärt die Kuratorin der Mannheimer Ausstellung Irmgard Siede.
Carl Theodor förderte darüber hinaus den Anbau von Kartoffeln und die Zucht von Bienen – schließlich brauchte man damals Unmengen von Kerzen.

Frankenthal wurde wichtiger Wirtschaftsstandort


Aber er investierte auch in die Seidenraupenzucht und ließ lange Alleen in der unmittelbaren Umgebung der Seidenweberei in Frankenthal anpflanzen. Das kleine Städtchen Frankenthal wurde unter der Regentschaft von Carl Theodor zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort.
Wenn eine der Manufakturen wirtschaftlich ins Schlingern geriet, kaufte sie der Kurfürst kurzerhand auf – so wie die Porzellanmanufaktur in Frankenthal und auch die Fayence-Manufaktur in Mosbach. Aus beiden gibt es hübsche Produkte in der Ausstellung zu sehen.

Manche Ideen scheiterten


Aber Carl Theodor versuchte auch immer wieder, private Investoren zu ermutigen – sogenannte „Entrepreneurs“, die neue Wege gehen wollten. Heute würde man von „start ups“ sprechen.
Nicht alles gelang – so wie der Versuch des Unternehmers Lemaître, medizinischen Rhabarber, der aus China kam, in Mannheim-Käfertal anzubauen.

Industrie-Spionage in England


Auf der Suche nach neuen Produktionsmethoden schaute Carl Theodor vor allem nach Großbritannien, wo schon Vieles maschinell produziert wurde, was hierzulande noch in Handarbeit hergestellt werden musste. Dabei schreckte der Regent auch nicht vor Industrie-Spionage zurück, betont die Ausstellungs-Kuratorin Irmgard Siede.

Standortverlegung mit Folgen


Auch Teile einer englischen Dampfmaschine kamen so in die Rhein-Neckar-Region. Allerdings wurde sie leider nicht fertiggestellt, weil die Revolutionswirren dazwischen kamen.
Als Carl Theodor 1777 zusätzlich noch die Nachfolge der bayrischen Wittelsbacher annahm und seinen Regierungssitz nach München verlegte, traf das die Rhein-Neckar-Region hart.

Impuls- und Ideengeber der Gegenwart


Doch der Pioniergeist des Regenten wirkte noch lange Zeit nach. Der 300. Geburtstag des Kurfürsten ist eine gute Gelegenheit, nach neuen Aspekten seines Wirkens zu forschen, was dieser Ausstellung mit wenigen, teils aber erstmals öffentlich gezeigten Exponaten gelungen ist.