Awa Taban-Shomal hat 10 Jahre bei der "unchartable" Pop-Band Savoy Truffle gesungen, obwohl sie nie Gesangsunterricht hatte und auch gar nicht damit gerechnet hat, "dass das jemand hören will" - und, obwohl das auch gar nicht so sehr ihre Musikrichtung ist, denn sie liebt und verehrt den Jazz. Gerade, weil das eine der intuitivsten Musikrichtungen ist. Deshalb hat sie vor mehr als 7 Jahren eine der wichtigsten Jazz-Institutionen in Saarbrücken erschaffen: das Café Zing.
Mit 25 Jahren hat sie die Jazz-Café-Bar quasi aus dem Nichts ganz alleine hochgezogen und hier legendäre Jazz-Konzerte und Jamsessions organisiert. Awa erzählt, wie sie für den Laden alles gegeben hat, wie kräftezehrend vor allem das Ende war, denn das Gebäude wurde verkauft und soll nun abgerissen werden. (Kleine Anmerkung: Dabei steht es nun schon 1 Jahr lang sinnlos leer?!) Dieses Kapitel ihres Lebens lässt Awa nun hinter sich, denn sie hat einen der raren und sehr begehrten Studienplätze für Jazzgesang an der Hochschule in Hannover ergattert. Ein Traum, den sie schon lange hatte und zu dessen Erfüllung das Leben sie über Umwege geführt hat.
Denn eröffnet hat sie das Zing auch, weil sie sich damals hier in Saarbrücken auf Jazzgesang beworben hat und durch die Aufnahmeprüfung durchgefallen ist. "Ich hab mich 2 Monate darauf vorbereitet, eine Zeit, die niemals ausreicht", weiß sie heute. Und vielleicht sollte das alles so kommen, denn mit Savoy Truffle und dem Zing hatte sie die Gelegenheit jahrelange Bühnenerfahrung zu sammeln und sich täglich mit Jazz und Jazzmusikern auseinander zusetzen.
Awas Art keine langfristigen Pläne zu machen, scheint eine sehr gesunde Einstellung zum Leben zu sein. Denn erst so kann man offen bleiben, für die vorher manchmal unverständlichen Wendungen des Lebens und sich auf neue Wege führen lassen. Intuition ist für Awa die Sammlung all ihrer Erfahrungen, die man bewusst und unbewusst hat, aber oft nicht weiß. Sie erklärt, wie sehr sie selbst darunter gelitten hat, dass alles immer bewertet wird. Gerade ihr kreatives Output, das auch aus malen, Möbel bauen, gestalten besteht, hat ihr irgendwann gezeigt: sich einen druckbefreiten Raum für Kreativität zu schaffen, ist enorm wichtig. Wie das gehen kann in einer Welt, die quasi aus Bewertungen besteht, kann sie zumindest für sich selbst erklären.
Kaum zu glauben, dass gerade Awa, die vielen sicher als enorm stark und selbstbewusst erscheint, soziale Ängste hat. Sie beschreibt, wie sie diese mit ihrer ganz persönlichen Strategie immer wieder konfrontiert, um sie loszuwerden. Und wie sie damit umgeht, schon immer von Depressionen begleitet zu leben. Schon als Kind war die Musik eine Möglichkeit der Flucht für sie, ein Raum der nur ihr gehört.
Ob das Intuition war, das Zing zu eröffnen, kann Awa nicht genau sagen, aber sie weiß, dass selbst, wenn sie sich in einen anderen Job gezwungen hätte, sie irgendwann doch bei einem eigenen kleinen Café gelandet wäre. Sie erzählt, wie sie mit Anfang 20 gemerkt hat, dass "man es trotzdem schaffen kann", auch wenn es so viel Leid und Schmerz in ihrem Leben gab. "Glaube nicht alles, was du denkst oder fühlst", sagt sie und zeigt nicht nur mit ihrem Werdegang, dass es keine Fehler, kein richtig oder falsch gibt, wenn man Hürden und Probleme als Erfahrung sieht. Zusammen kreieren wir die neue Wortschöpfung "Erfahrungswertschatz" und besprechen, warum es gerade im Zustand von Angst nicht ratsam und vielleicht auch gar nicht möglich auf seine Intuition zu hören, denn die Angst in uns verbaut vielleicht den Zugang zu ihr. Hört rein und erfahrt mehr über Awas speziellen Zugang zur Musik und warum man manche Lieder einfach tagelang rauf und runter hören muss.
Es lohnt sich bis zum Ende durchzuhalten, denn im Outro könnte ihr exklusiv Awas außergewöhnlichen Stimme lauschen.