Germaine Paulus ist Autorin (zB. Ohnmacht, Pfuhl, Last Order...), Verlegerin (thedandyisdead) und Magazin-Mitherausgeberin (Deadline). Sie schreibt Krimis und groteske, dunkle Kurzgeschichten aus dem Bereich Fantastik - und zwar immer nur Nachts. Sie erzählt, dass ihr rein intuitives Schreiben sich für sie selbst wie ein Rausch anfühlt und sie in ihren Schreib-Nächten mit Körper und Geist zu ihren Romanfiguren wird.
Wir sprechen über ihren roughen, trotzdem mit lyrischen Momenten gespickten Schreibstil, darüber, dass man sich vielleicht gerade durch schockierende, spannende Bücher lebendig fühlt und auch so einen Zugang zum Sich-selbst-fühlen finden kann. Oder kann man über Krimi oder Horror sogar eine eigene Katharsis erleben?
Sie erklärt, warum sie sich wie ein "Faultier-Baby" fühlt, und, dass Corona und der soziale Abstand in dieser Zeit bei ihr eine Depression ausgelöst, die vor allem ihre Kreativität betroffen hat. "Menschen inspirieren mich", sagt sie und erklärt, dass sie beides braucht: das Intuitive, das von Innen kommt; die Inspiration, die von Außen kommt, von dem sich Verbunden fühlen und der Offenheit zu anderen Menschen kommt.
Germaine steigt bei ihren Recherchen für die harten Gewaltszenen ihrer Krimis oft in krasse Welten ein, spricht nicht nur mit Polizisten oder Psychologen, die Täterbetreuung machen, sondern zum Beispiel auch mit Menschen, aus der BDSM-Szene. Wie kann man gerade als emanzipierte Frau, die ja schon immer gegen ihre gesellschaftliche Unterdrückung kämpfen musste, beim Sex darauf stehen, erniedrigt zu werden?
Gemeinsam regen wir uns darüber auf, dass es so scheint, als sei die Gesellschaft voll von Angst vor der Lust der Frau - und zwar bei Männern wie bei Frauen. Wir sprechen über Scham, Selbstverurteilung und darüber, dass wir alle doch ein bisschen mehr sein sollten, wie wir nun mal sind. Denn gerade unsere kuriosen Eigenheiten machen das Leben doch spannend. Zukunftsängsten begegnet sie pragmatisch, indem sie sich klarmacht, dass der Worst Case meistens genauso unrealistisch ist wie der Best Case.
Germaine erklärt, dass vor allem Offenheit sich selbst, aber auch vertrauensvollen Menschen gegenüber heilsam wirkt und, dass sie aus eigener Erfahrung weiß, dass sich niemand scheuen sollte, psychologische Hilfe zu suchen. Macht, was euch gut tut und hört auf euch für euer Menschlich-sein zu verurteilen.