Die zauberhafte Lucyna Zwolinska ist nicht nur erfolgreiche Tänzerin, hat schon in den Dance-Companies in Frankfurt, Stuttgart, Augsburg, Trier und Saarbrücken getanzt, sondern macht mit großer Leidenschaft eigene Choreografien, die in ganz Deutschland, Italien, Japan, Irland und Polen gezeigt wurden. Bis zum letzten Jahr war sie sogar Ballettdirektorin an „The Castel Opera in Szczecin“. Obwohl es ohnehin nicht einfach ist, als Tänzerin immer wieder neue Engagements ergattern zu müssen, hat sie sich vor ein paar Jahren entschieden, sich als Choreografin selbstständig zu machen. Und zwar aus einer rein intuitiven Entscheidung heraus. Wie das funktionieren würde, wusste sie nicht, aber, dass sie es machen wollte, fühlte sie ganz ohne Zweifel. Diese „starken Momente“, bei denen man eine Richtung fühlt, ohne rational zu wissen warum, sind selten, aber immer richtig, erklärt sie.
Lucyna erzählt davon, wie ihr Leben als Kind und Jugendliche ausgesehen hat, denn sie hatte klassischen Ballett Unterricht seit sie 7 war und bereits mit 11 Jahren eine professionelle Tanz-Ausbildung an einem Internat in Polen. Das bedeutet natürlich extreme körperliche Leistungen, Disziplin und Strenge. Und Weg sein von zu Hause, das ihr aber gar nicht so schwer fiel, denn sie hatte immer schon Lust auf neue Erfahrungen und Eigenständigkeit. Wir sprechen auch darüber, dass es sich für sie nie wie ein Verzicht angefühlt hat, denn wilde Parties gefeiert hat sie als Jugendliche gerade durch das Tanzen, zum Beispiel in Jazz Clubs.
Schon mit 17 wurde sie an Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst zum Tanzstudium zugelassen. Dabei war es nie ihr Traum Tänzerin zu werden, was wie sie glaubt auch zu ihrem Erfolg beigetragen hat. Denn etwas zu sehr zu wollen, an etwas starr festzuhalten, funktioniert nur selten. Sie hat einige Dramen bei Kindern oder deren Eltern miterlebt, die unbedingt TänzerInnen werden wollten, es aber vielleicht gerade wegen des unflexiblen, starren Blicks darauf, wie es sein sollte, nie geschafft haben. „Was passiert, das soll auch passieren“, sagt sie. Und erzählt, wie ihre Karriere sich quasi zufällig ergeben hat, denn ins Tanzen haben ihre Eltern sie damals nur gesteckt, weil sie als kleines Kind so viel Energie hatte.
Die strenge Ballettausbildung hat ihr nie wirklich Spaß gemacht, zu viel Technik, zu wenig freie Kreativität. Die hat sie dann aber auf einem internationalen Tanzfestival in Polen erleben können, bei dem internationale Größen wie Baryshnikov mitgewirkt haben. Hier hat sie die Vielfalt des Tanzes kennen und lieben gelernt.
Lucyna erzählt, wie komplex es ist, Choreografien zu kreieren und, dass sie ihre Rolle im aktuellen Stück Horizont, im Theater im Viertel in Saarbrücken besonders hart findet, denn, sie ist Tänzerin und Choreografin gleichzeitig. Zum einen müssen Technik, Schritte und Bewegungen passen. Während aber auch Licht, Sound und Raumeinnahme stimmen müssen. Gleichzeitig versucht sie mit ihrer Konzeption eine Atmosphäre zu schaffen, das Publikum zu berühren.
In Trier konnte sie bei der Susanne Linke Company eine einzigartige Form des Tanzens kennenlernen, so frei wie sie das wohl nirgendwo anders erlebt hat. Sie schildert, wie sich dieser Moment auf der Bühne anfühlt, in dem man loslassen und sich völlig der Bewegung hingeben darf. Und wie sie nun in ihrem Alltag als Selbstständige ständig zwischen Zeitdruck, Selbstanspruch und Kreativität versucht beide Seiten in ihre Kunst zu integrieren. Wenn es ein Muss ist, läuft es selten gut, sagt sie. Denn Inspiration kann man nicht erzwingen und sie begegnet einem vor allem, wenn man loslässt. Es ist tricky, denn gerade im Tanz ist gleichzeitig auch immer Perfektion gefragt ist. Sie erzählt, wie sie persönlich immer wieder zu ihrer Intuition findet und, dass sie Ihre wichtigsten Entscheidungen immer mit ihrem Herzen getroffen.