Manchmal hätte ich gerne einen Zettel vom Himmel. Ein klares Zeichen von Gott, in welche Richtung es nun gehen soll. Besonders dann, wenn große Entscheidungen anstehen. Leider ist Gottes Wegführung nicht immer so eindeutig und klar.
Bei Gottes Volk Israel scheint dies anders zu sein. Im 4. Buch Mose, Kapitel 9, Vers 18 heißt es: „Nach dem Wort des HERRN brachen die Israeliten auf, und nach seinem Wort lagerten sie sich.“ In dem Abschnitt wird weiter beschrieben, wie nahe Gott seinem Volk ist, als sie durch die Wüste Sinai ziehen. Gott wohnt bei seinem Volk und zeigt ihnen den Weg. Tagsüber in einer Wolkensäule. Nachts in einer Feuersäule. Und sie hören auf ihren Gott.
In den nachfolgenden Versen heißt es weiter: „…Solange die Wolke auf der Wohnung blieb, so lange lagerten sie. Und wenn die Wolke viele Tage stehen blieb über der Wohnung, so beachteten die Israeliten die Weisung des Herrn und zogen nicht weiter...“
Mit „Wohnung“ ist die Stiftshütte gemeint. Das ist der Ort, an dem die Israeliten ihre Gesetzestafeln aufbewahrten - zwei Steintafeln mit den 10 Geboten. Die hatte Mose direkt von Gott erhalten. Sie regelten das Zusammenleben im Volk und die Gemeinschaft mit Gott. Denn so harmonisch war das Miteinander nicht immer, nachdem Gott sein Volk mit großen Zeichen und Wundern aus der Sklaverei in Ägypten befreit hatte.
Kaum hatten sie das Rote Meer durchquert, begann der Aufstand. Das auserwählte Volk Gottes war mürrisch, misstrauisch und undankbar. Ihr Anführer, Mose, war als Leiter oft ganz schön gefordert. Immer wieder musste er vor Gott für seine Leute einstehen und um Vergebung bitten.
In großer Liebe und Geduld hat Gott den Israeliten eine Lektion nach der anderen erteilt. Bis sie Gott endlich vertrauten. 40 Jahre lang wanderten sie durch die Wüste. Eigentlich hätten sie viel schneller am Ziel sein können, wenn sie von Anfang an auf Gott gehört hätten.
Betrachte ich die Geschichte des Volkes Israel im Alten Testament im Zusammenhang, habe ich den Eindruck, dass diese Wüstenzeit eine ganz besondere Zeit für sie war. Nie wieder waren die Israeliten ihrem Gott und Herrn so nahe, wie in diesen 40 Jahren. Gott war jeden Tag bei ihnen. Er zeltete mit ihnen, versorgte sie mit Nahrung und zeigte ihnen den Weg. Es war eine Zeit, in der Gott den Charakter seines Volkes prägte. Die Wüstenzeit hat sie geläutert.
Manchmal wünsche ich mir auch so eine Wolken- und Feuersäule, die mir klar zeigt, wo es lang geht. Die mir sagt: „Jetzt ist Zeit zum Aufbruch“. Oder aber „Bleib, wo du bist.“
Solche spektakulären Zeichen habe ich bisher nicht bekommen. Auch keinen Zettel vom Himmel. Aber ich habe gelernt, auf Gott zu hören. Manchmal mache ich mir dann Plus-/Minus-Listen oder ich rede und bete mit Menschen, die gute Ratgeber für mich sind. Manchmal gehe ich auch kleine Schritte in eine neue Richtung und warte, ob sich Türen öffnen. Ich habe auch schon Entscheidungen getroffen und Gott gebeten, mich zu bremsen, falls es der falsche Weg war. Bisher hat Gott mich gut geführt, auch ohne Feuer- und Wolkensäule.
Schaue ich auf den Weg, den die Israeliten mit Gott gegangen sind, wird mir klar: Es kommt gar nicht so sehr darauf an, ob meine Entscheidungen immer richtig sind. Vielleicht muss ich einen Umweg gehen, weil ich etwas falsch entschieden haben. Viel wichtiger ist es, dass ich auf diesem Weg eng mit Gott verbunden bleibe und lerne, ihm zu vertrauen. Dann kann ein Umweg, sogar die beste Zeit meines Lebens sein.
Autor: Claudia Schmidt
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