Folge 1267: AND THE KING SAID, WHAT A FANTASTIC MACHINE - Lost in Pictures


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Mar 04 2024 16 mins   7
Die Camera Obscura gehört zu den eindrücklichsten Phänomenen der optischen Physik: Wenn Licht durch ein Loch in einen dunklen Raum fällt, dann wird ein Abbild der Außenwelt auf die gegenüberliegende Wand geworfen, auf dem Kopf stehend. Unsere Augen funktionieren nach dem gleichen Prinzip (unser Gehirn stellt das Bild wieder auf die Füße), auch Fotokameras funktionieren so. Im Dokumentarfilmbilderrausch AND THE KING SAID, WHAT A FANTASTIC MACHINE sehen wir, wie überrascht und ungläubig die Menschen reagieren, wenn sie mit einer Camera Obscura konfrontiert werden.

Wenn man eine Geschichte des Bildes von der Erfindung der Fotografie bis zu TikTok-Videos zeigen will, ist die Camera Obscura natürlich Pflichtprogramm, ebenso die Pferdefotografien, die kreisförmig angeordnet das erste Bewegtbild sind oder der einfahrende Zug als erster Film, der vor Publikum gezeigt wurde. In diesem 88 Minuten dauernden Bilderrausch ist es schwer, den roten Faden zu finden und nicht wieder zu verlieren. Es geht um die Illusion, dass Foto und Film die Wirklichkeit objektiv abbilden, es geht um die Veränderung der Bedeutung, wenn sich Perspektive und Ausschnitt verändern, es geht um die Allgegenwart der Bildinszenierung. Das vergisst man als Zuschauer schnell, wenn man zwischen dem Mob, der am 6. Januar 2021 das Capitol stürmte und verwüstete und kleinen Kindern, die „König der Löwen“ schauen, zwischen Livestreamern und Only-Fans-Videostars, zwischen Leni Riefenstahl und IS-Terroristen hin und her karbolzt wie ein betrunkenes Kaninchen.

Im Podcast, den wir wie immer direkt nach dem Kinobesuch aufgenommen haben, spreche ich mit Bettina über einen Affen, der souverän Instagram auf dem Smartphone nutzt, und wir diskutieren, ob der Film gewonnen hätte, wenn man auf die Erklärerstimme verzichtet hätte und ob am Ende die Filmemacher sich selbst in der Fülle des Materials verloren haben.