Wir setzen unsere GIN Serie fort, heute mit einem vielleicht oft einfach nur belächeltem Thema,„Das Delir“. Früher als Durchgangssyndrom abgestempelt und in der vollkommen falschen Schublade abgelegt, stellt das Delir im klinischen, aber auch im präklinischen Alltag immer wieder eine sehr, sehr wichtige Rolle dar. Es ist nämlich viel mehr als nur „aus der Spur geraten“, unbehandelt besteht eine Letalität bis zu 30%, was nicht auch zuletzt daran liegt, dass das Delir bisweilen erst gar nicht, oder auch zu spät erkannt wird.
Nur weil das Adjektiv delirant gerne und pauschal mit Patienten gleichgesetzt wird, welche „am Durchdrehen sind“, das Delir also scheinbar immer augenfällig zu sein scheint, darf nicht darüber hinweg täuschen, dass auch der ruhige und vermeintlich „pflegeleichte“ Patient sich durchaus im Delir befinden kann. Die äußere Erscheinung schließt nicht im Ansatz eine solche Diagnose sicher aus.
Auch wenn wir uns im Rahmen der GIN-Serie diesem Thema zugewendet haben und dieses sicherlich insgesamt einen deutlich geriatrischen Schwerpunkt hat, wollen wir dennoch darauf hinweisen, dass grundsätzlich jeder Patient der Gefahr ausgesetzt ist, ein Delir zu erleiden und das mit allen Risiken. Also auch hier nicht pauschal von Äußerlichkeiten auf Diagnosen schließen.
Wir haben uns mit Zoi Netou-Kandylidou, Fachärztin für Neurologie über dieses Thema unterhalten. und danken ihr für das kurzweilige und sehr, sehr informative Gespräch.
Wir wünschen viel Spaß beim Anhören.
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Shownotes
Confusion Assessment Method für Intensivstation (CAM-ICU)
Test zur Bewertung von Delir und kognitiver Einschränkung
S1 Leitlinie Delir und Verwirrtheitszutände AWMF - RegNR. 038-023
S2k-Leitlinie „Notfallpsychiatrie“ – Stand 2019 – AWMF-RegNr. 038-023.
S3-Leitlinie Analgesie, Sedierung und Delirmanagement in der Intensivmedizin, AWMF-RegNr. 001/012
Spies, M., Frey, R., Friedrich, M. et al. Delir – ein evidenzbasierter Überblick. Wien. Klin. Wochenschr. Educ (2019) DOI: 10.1007/s11812-019-00093-1
Feltus/Heiligers, Alle nur dement? - Oder einfach einmal „3D denken“? in Elsevier EMERGENCY Nr. 4/2020, S. 4ff
Zoremba N, Coburn M: Acute confusional states in hospital. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 101–6. DOI: 10.3238/arztebl.2019.0101