ERF Plus - Bibel heute Vom Licht und vom rechten Hören


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Feb 02 2025 10 mins   1

Ist Religion Privatsache? Ja klar, könnte man antworten. In einer Gesellschaft, in der Religionsfreiheit gilt, kann jeder glauben, was er mag, und ist darüber auch niemandem Rechenschaft schuldig. So weit, so gut. Aber Religion zur Privatsache zu erklären, sie aus der Öffentlichkeit zu verbannen und zu einem Tabu zu machen, über das man am besten nicht spricht, eine Haltung, die in unserer westlichen Gesellschaft weit verbreitet ist, hat Jesus nicht auf ihrer Seite. Wenn wir auf Vers 16 unseres Textes hören - es ist ja Jesus, der hier spricht - dann wird das deutlich: „Niemand zündet ein Licht an und bedeckt es mit einem Gefäß oder setzt es unter eine Bank; sondern er setzt es auf einen Leuchter, auf dass, wer hineingeht, das Licht sehe.“ Im Kontext dieses Wortes - direkt davor ist die Rede vom Aussäen der Saat des Wortes Gottes unter den Menschen – wie auch dem Gesamtzusammenhang des Neuen Testamentes wird deutlich, dass das Evangelium, die gute Nachricht von der Liebe Gottes und der Rettung durch Jesus Christus, an das Licht der Öffentlichkeit soll und nicht von den Christen verschwiegen werden darf. Warum? Damit „wer hineingeht, das Licht sehe.“ Mit anderen Worten: Es ist Aufgabe der Christen, Jesus so in die Öffentlichkeit zu tragen, dass Menschen ihn finden können.



Dabei geht es nicht darum, uns selbst als fehlerlos und vorbildlich darzustellen. Es geht immer nur um Jesus, nicht um uns, denn wir bleiben unvollkommen. Dabei stehen wir in der Versuchung, dass wir glänzende Fassaden von uns errichten, anstatt authentisch dazu zu stehen, dass auch wir von der Vergebung leben. Ich meine, dass Jesus genau das meint, wenn er sagt, was in Vers 17 festgehalten ist: „Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werden wird, auch nichts geheim, was nicht bekannt werden und an den Tag kommen wird.“ Das ist nicht nur wichtig, wenn es um die Kommunikation des Evangeliums geht, sondern hat zugleich große seelsorgerliche Bedeutung. Wo wir versuchen, unsere Schwächen und Sünden zu verbergen und vorgeben, besser zu sein als wir sind, da führen diese dunklen Bereiche unserer Persönlichkeit ein ungebremstes Eigenleben. Wo wir aber dieses Schweigen brechen und vor Gott und vertrauten Christen Licht in unsere Dunkelheiten bringen, da werden wir erleben, dass die Finsternis ihre Macht verliert und Gott uns nicht nur vergibt, sondern uns auch verändert.



Liebe Hörerin, lieber Hörer, haben Sie sich im Verlauf meines Beitrages Gedanken darüber gemacht, wie wohl meine Qualität als Theologe ist? Haben Sie sich eine Meinung über mich gebildet? Dann kann es sein, dass Ihnen der mögliche Gewinn, den Jesus Ihnen durch das Hören und Bedenken seiner Worte schenken möchte, verloren geht. Ich zitiere Vers 18: „So seht nun darauf, wie ihr hört; denn wer da hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er meint zu haben.“ Wir stehen in der Gefahr, wenn wir Predigten, Bibelarbeiten oder Ähnliches hören, mehr Energie darauf zu verwenden, die Qualität des Gehörten und des Vortragenden zu beurteilen, als mit der Fragestellung an die Sache heranzugehen, was Gottes Heiliger Geist uns konkret und ganz persönlich sagen möchte. „Seht darauf, wie ihr hört.“ Treffen Sie doch die bewusste Entscheidung, so zuzuhören, dass Gott Sie wirklich mit seinem Wort beschenken kann.



Die letzten drei Verse unseres Abschnitts gipfeln im Satz Jesu „Meine Mutter und meine Brüder sind diese, die Gottes Wort hören und tun.“ Das Hören und Leben des Wortes Gottes macht uns zu Kindern Gottes und zu Geschwistern von Jesus. Vor einiger Zeit habe ich eine Predigt mit folgenden Worten begonnen: „Für mich ist dies ein besonderer Gottesdienst, weil heute Verwandte aus meiner Familie hier sind. Ich möchte Euch der Gemeinde gerne vorstellen, bitte hebt mal eine Hand.“ Zunächst tat das nur meine Frau, aber als der sprichwörtliche Groschen gefallen war, meldeten sich beinahe alle. Wenn wir an Jesus Christus glauben, sind wir untereinander Brüder und Schwestern. Obwohl das für jeden Christen gilt, ist diese Aussage für viele Menschen in meiner Gemeinde, der Friedenskirche in Hamburg-Jenfeld, einem sozialen Brennpunkt, besonders wichtig. Das gilt einmal für die vielen Menschen, die aus Afghanistan und dem Iran zu uns gekommen und hier Christen geworden sind. Oft sind sie die einzigen aus ihrer natürlichen Familie, die in Deutschland leben, und manches Mal wollen die Verwandten seit der Bekehrung der Betroffenen nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Wie wohltuend, ja lebenswichtig ist es da, mit den neuen Geschwistern im Glauben auch eine neue Familie zu haben! Das gilt ebenso für eine Gruppe von Alleinstehenden in der Gemeinde, die zusammen den Heiligen Abend verbrachten, mit einem gemeinsamen Essen und Feiern: ein Weihnachten in der geistlichen Familie. Wie schön!



Liebe Hörerin, lieber Hörer! Gehören Sie schon zu einer lebendigen Gemeinde? Ich möchte Sie ermutigen, Ihre gewissermaßen übernatürliche Familie erstmals oder neu zu entdecken: Schwestern und Brüder, mit denen Sie gemeinsam die Gute Nachricht von Jesus Christus in die Öffentlichkeit bringen können, mit denen sie zusammen authentisch und ohne Fassaden den Glauben praktizieren und denen Sie offen zuhören und dabei manches Mal erleben, dass Gott selbst zu Ihnen spricht. Schauen Sie sich um: Sie haben mehr Familie, als Sie denken!


Autor: Pastor Thies Hagge





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