In dieser Folge von "Wer wir sind" erzählt Ferdinand von seiner intensiven Auseinandersetzung mit den Prägungen seiner Kindheit und den Folgen, die sie auf sein Leben und seine Beziehungen hatten. Er beschreibt, wie die emotionale Abwesenheit seiner Eltern ihm früh das Gefühl vermittelte, falsch zu sein – ein Kind, das nicht genügt. Diese tief verankerte Überzeugung begleitete ihn bis ins Erwachsenenalter, ohne dass ihm die Tragweite bewusst war.
Erst durch jahrelange therapeutische Arbeit öffnete sich für Ferdinand der Blick auf seine Vergangenheit: Das, was er lange als „normal“ erlebte, war tatsächlich von Missbrauch und Vernachlässigung geprägt. Besonders schmerzhaft war die Erkenntnis, dass der Missbrauch von seiner Mutter ausging – eine Konfrontation, die sein Selbstbild und seine Erinnerungen nachhaltig veränderte.
In der Therapie lernte Ferdinand nicht nur, seine Traumata zu benennen, sondern auch die Bedeutung von Diagnosen zu verstehen. Jede neue Diagnose brachte nicht nur Klarheit, sondern auch das schmerzhafte Bewusstsein, wie gravierend die Erlebnisse seiner Kindheit wirklich waren. Doch genau diese Klarheit ermöglichte ihm, gezielt an seiner Heilung zu arbeiten.
Wir sprechen darüber, wie schwierig es war, sich den zerstörerischen Dynamiken seiner Familie zu stellen – insbesondere der Beziehung zu seinen Eltern und Geschwistern. Während die Scheidung seiner Eltern in einem erbitterten Rosenkrieg mündete, zog sich sein Vater emotional komplett zurück, was für Ferdinand das Gefühl der Verlassenheit weiter verstärkte. Auch zu seinen Geschwistern, zu denen er einst enge Bindungen hatte, entwickelten sich Spannungen und Abbrüche, die bis heute nachwirken.
Ferdinand teilt, welche Schritte für ihn notwendig waren, um Hilfe zu suchen – von der ersten Therapiesitzung bis hin zu klinischen Aufenthalten, die ihm halfen, tiefer in seine psychische Gesundheit einzutauchen. Es war ein Weg, der ihn zwang, sich nicht nur mit der Wut und Trauer auseinanderzusetzen, sondern auch ein neues Leben nach der Therapie aufzubauen. Der Abschied von der Therapie war dabei nicht das Ende, sondern der Beginn eines Prozesses, in dem es darum ging, die Vergangenheit zu akzeptieren, ohne von ihr definiert zu werden.
Diese Episode bietet tiefe Einblicke in den Umgang mit Traumata, den Wert therapeutischer Begleitung und die Herausforderung, sich von familiären Mustern zu lösen, die über Generationen hinweg bestehen. Ein bewegendes Gespräch über die Kraft, trotz schmerzhafter Erfahrungen einen neuen Weg einzuschlagen, wofür ich mich bei Ferdinand noch einmal aus tiefsten Herzen bedanken möchte.